Aktuelle Information des Wasserverbandes Obere Lippe zur Altenau

Hier ein aktueller Bericht (Stand Februar 2015) des Wasserverbandes Obere Lippe zu unserer Altenau:

Haben die Renaturierungsmaßnahmen des Wasserverbandes Obere Lippe (WOL) das Trockenfallen der Altenau verstärkt?


Trockenfallen01Alle Fließgewässer in Deutschland und der EU sollen gemäß der EGWasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) wieder der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt als Lebensraum dienen. Der „gute ökologische Zustand“ muss bis 2015 (spätestens bis 2027) erreicht werden. Im Rahmen seiner Verbandsaufgaben ist der WOL für die Gewässerunterhaltung u.a. ander Altenau und damit auch für die Umsetzung der WRRL zuständig. Aber nicht nur die gesetzlichen Vorgaben sondern auch der Bürgerwille hat zum starken Engagement des WOL geführt. Das 2001 von zahlreichen Talbewohnern unterzeichnete „Altenaumemorandum“ fordert die Renaturierung des Baches. Seit 2000 hat der Verband zahlreiche Renaturierungsprojekte an Altenau und Sauer umgesetzt.

 

Alleine an der Altenau wurden 48 Sohlabstürze und Wehranlagen so umgebaut, dass die Fische wieder auf einer Länge von 20 km von der Alme in die Altenau zu ihren Laichplätzen gelangen können. Das Hochwasserrückhaltebecken Husen Dalheim wird in den nächsten 2 Jahren ebenfalls so umgebaut, dass das oberhalb liegende 23 kmlange Bachsystem bestehend aus Holtheimer Bach und Altenau wieder von den Fischen als Lebensraum genutzt werden kann. Zusätzlich wird der Bachkies nicht mehr im Stauraum liegen bleiben (Geschiebefalle) sondern wieder bachabwärts transportiert. Der Kies fehlt an vielen Stellen in der Altenau, die sich durchdie Begradigungen und Festlegung der Ufer (vgl. Foto 2) immer tiefer in den Untergrund eingräbt (Tiefenerosion). Dadurch ist der kluftige Untergrund (Karst) nicht mehr durch ein Kies-Sand-Lehmgemisch abgedeckt und die Versickerung nimmt zu.

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 Durch das laufende Flurbereinigungsverfahren Altenau konnten Ufergrundstücke erworben werden. Zusätzlich stellten die beiden Kommunen Lichtenau und Borchen ihre Ufergrundstücke für Gewässerentwicklungsmaßnmahmen bereit. Der Umfang der Baumaßnahmen wurde mit dem Kreis Paderborn als Genehmigungsbehörde abgestimmt. An zahlreichen Abschnitten wurde der Uferverbau entnommen, um dem Bach wieder die Möglichkeit zu geben Uferabbrüche zu erzeugen und breiter zu werden (Seitenerosion). Auch die Sohle der Altenau wurde teilweise auf die ursprüngliche Sohllageangehoben, so dass sie wieder inkiesigem Material verläuft (vgl. Abb. 2 und Foto Nr. 4).

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Eine größere Maßnahme wurde 2012 auf einer WOL-Fläche unterhalb der Kläranlage Henglarn durchgeführt. Dort ist in den Katasterunterlagen die Altenau mit ca. 40 m Breite eingezeichnet, obwohl sie vor Ort nur ca. 10 m breit und bis zu 1,80 m tief eingeschnitten ist. Mit Hilfe von Schürfen wurde festgestellt, dass der Bachkies nur mit ca. 60 cm Auelehm überdeckt ist. Das bedeutet, die ehemalige Altenau war an der Stelle sehr breit und flach. Dieser Bereich wurde nach Erzählung eines Henglaner Bürgers vor der Begradigung für die private Kiesgewinnung genutzt. Im Zuge der Baumaßnahme wurde der Auelehm abgefahren und derBach wieder in die Kiesfläche geleitet. Das begradigte und eingetiefte Gerinne wurde mit dem anstehenden Kies aufgefüllt. Am Ende der Umbaustrecke wurde eine flache Rampe aus Steinriegeln (Sohlgleite) angelegt, die ein erneutes Eintiefen der Bachsohle (Tiefenerosion) verhindert. Oberhalb des Abschnitts wurde der Uferverbau entnommen und zwei Pappeln als „Totholzelemte“ eingebaut. Auch das dient der Förderung von Seitenerosion und der Erhöhung der Strukturvielfalt im Bach als Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

 

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Mit den Baumaßnahmen wird also nicht die Versickerung gefördert sondern eher gemindert. Der Hauptgrund für das längere Trockenfallen der Altenau ist der fehlende Regen in den letzten 3 Jahren. An den WOL-Niederschlagsmessstationen sind in den Jahren 2012-14 gegenüber den mittleren Jahresniederschlägen folgende Defizite gemessen worden:

 HRB Ebbinghausen  441,6 mmN
 HRB Sudheim  326,4 mmN
 HRB Husen Dalheim  293,2 mmN


Bezogen auf das Einzugsgebiet des oberen Altenausystems ergibt sich daraus die Menge von ca. 61.630.800 Mio. m³ Regen der schlicht nicht gefallen ist. Wenn man grob davon ausgeht, dass davon 50% dem Bach zugeflossen wären, dann sind 30.815.400 Mio. m³ erst gar nicht der Altenau zum Abfluss gekommen. Auch die Quellen im Einzugsgebiet der Altenau, wie z.B. in Henglarn und Gellinghausen erhielten dementsprechend wenig Grundwasserzustrom und versiegten.

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 Die geringeren Regenmengen lassen sich auch in den an den Pegeln gemessenen Abflussmengen aufzeigen:

 Pegel  Abflussmenge 2009-11 (Mio. m³)  Abflussmenge 2012-14 (Mio. m³) Abflussdefizit (Mio. m³)
 Altenau Nordborchen  158.316.576  94.175.776  64.140.800
 Alme Niederntudorf  172.918.048  126.470.776  46.447.272

Tabelle 1:Abflussdefizite zwischen den Jahren 2012-14 und 2009-11

 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das längere Trockenfallen der Altenau in den letzten 3 Jahren zwischen Attelnund Gellinghausen durch die fehlenden Regenmengen zu erklären ist. Die Niederschläge haben nicht ausgereicht, das unterirdische Kluftsystem komplett aufzufüllen damit ein oberirdischer Abfluss stattfinden kann. Ein weiterer Punkt, der in Teilen der Ettelner Bevölkerung auf Unverständnis stößt, ist der starke Aufwuchs von Hochstauden (Rohrglanzgras, Indisches Springkraut etc.) an der 2004/5 und 2008 umgestalteten 2 km langen Ortsstrecke. Vor der Umgestaltung wurden die Uferbereiche bis zum Wasser beweidet. Das erfolgt nun nicht mehr. Der direkte Uferbereich wurde aus der Beweidung herausgenommen, um die aufwachsenden Ufergehölze (Erlen, Weiden, Eschen etc.) nicht zu schädigen. Mittelfristig sollen die Baumkronen den Bach beschatten und der starke Bewuchs mit Hochstauden wird zurückgehen. Die Hochstauden- und Gehölzentwicklung im Bereich „Kattenecke“ lässt sich anhand der folgenden Fotodokumentation der Jahre 2004 bis 2012 nachvollziehen:

 

Trockenfallen09Trockenfallen10Trockenfallen11Trockenfallen12Trockenfallen13

 

 

 

 

 

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In Abstimmung mit Herrn Ortsvorsteher Ahle und der Gemeinde Borchen findet im Mai 2015 ein Ortstermin statt in dem der WOL nochmals die Renaturierungsmaßnahme erläutert. Zusätzlich soll unterMitarbeit der Gemeinde und der Bürger ein Pflegekonzept erstellt werden in dem bestimmte Bereiche von den Hochstauden freigehaltenwerden um das Gewässer auch in den Sommermonaten wieder sichtbar zu machen.